Identity & Access Management Archive - SITS

Biometrie – Sicherheit fast ohne Passwort

  • Identifikationssysteme auf Basis biometrischer Daten bieten eine gute Mischung aus Sicherheit und Komfort.
  • Bei der Einführung biometrischer Systeme sind erhöhte Anforderungen an den Schutz personenbezogener Daten zu beachten.
  • Biometrische Merkmale sind schwer zu fälschen, sollten jedoch niemals als alleinige Authentifizierung für den Zugang zu kritischen Systemen verwendet werden.

Moderne IT-Sicherheit ist ohne Biometrie nicht mehr denkbar. Ob am Handy oder am PC – biometrische Merkmale wie Fingerabdruck und Gesichtsstruktur werden täglich milliardenfach zur Anmeldung an Geräten genutzt. Sie versprechen Sicherheit und Bequemlichkeit, ersparen sie dem Nutzer doch die umständliche Eingabe komplexer Logins und Passwörter. Doch wie sicher ist die Technik wirklich? Welche Grundlagen sind nötig und was muss beachtet werden, wenn man Biometrie in der IT-Sicherheit einsetzen will? Dieser Post gibt einen Überblick.

Wie funktioniert Biometrie?

Unter dem Begriff Biometrie werden verschiedene Verfahren zusammengefasst. Am bekanntesten ist wohl die Erkennung von Fingerabdrücken, wie sie in vielen Smartphones zum Einsatz kommt. Spätestens seit Apple das FaceID-System in seinen Produkten eingeführt hat, ist auch die Erkennung der Gesichtsgeometrie über Kameras weit verbreitet.

Darüber hinaus gibt es weitere Verfahren, die eine biometrische Erkennung ermöglichen. So können beispielsweise die Iris oder die Netzhaut des Auges zur Identifikation genutzt werden. Ebenso eignet sich das Venenmuster der Hand und auch die Analyse der DNA ermöglicht eine genaue Identifikation.

Neben diesen gängigen Methoden gibt es auch exotischere Ansätze: So gibt es Verfahren, die Menschen anhand ihres Gangs, ihres Körpergeruchs, ihrer Unterschrift oder ihres Tippverhaltens auf einer Tastatur erkennen können.

Diese vier Faktoren sind wichtig

Egal welches Verfahren angewandt wird – es muss vier Voraussetzungen erfüllen:

  • Eindeutigkeit: Die Merkmale dürfen tatsächlich nur bei jeweils einer Person auftauchen.
  • Konstanz: Die Ausprägung des Merkmals darf nicht vom Alter oder der Umgebung abhängen.
  • Messbarkeit: Es muss klar definierte Messgrößen und -verfahren geben.
  • Universalität: Möglichst viele Personen sollen das betreffende biometrische Merkmal aufweisen.

Sind Fingerabdrücke wirklich einzigartig?

Seit weit über 100 Jahren gilt der Fingerabdruck als ideales Mittel zur eindeutigen Identifizierung von Personen. Die Methode beruht auf der bislang unbewiesenen Annahme, dass jeder Fingerabdruck absolut einzigartig ist.

Eine Studie aus dem Jahr 2024 stellt diese Annahme infrage. Eine KI-basierte Analyse von über 60.000 Fingerabdrücken hat ergeben, dass es signifikante Ähnlichkeiten zwischen den Mustern verschiedener Finger gibt.

Für die Biometrie stellt dies jedoch kein Problem dar. Denn die gefundenen Ähnlichkeiten bestehen zwischen den verschiedenen Fingern ein und derselben Person. Eine Verwechslung zweier Personen anhand eines Fingerabdrucks ist daher nach wie vor praktisch ausgeschlossen.

Die notwendige Technik

Grundsätzlich funktioniert jede biometrische Erkennung nach dem gleichen Prinzip.

  1. Zunächst muss der Nutzer registriert werden. Bei diesem Enrolment werden alle relevanten Merkmale erfasst, die zu seiner eindeutigen Identifizierung notwendig sind.
  2. Aus diesen Daten werden mit einem Algorithmus sogenannte Templates Sie enthalten nicht mehr die vom jeweiligen Sensor erfassten Rohdaten, sondern nur die für den späteren Vergleich notwendigen Informationen. Diese Templates werden verschlüsselt gespeichert.
  3. Soll eine Person später biometrisch identifiziert werden, wird beim sogenannten Matching der neue Datensatz (also zum Beispiel der Finger auf dem Sensor) mit den gespeicherten Daten im Template verglichen. Dabei kommt es praktisch nie zu einer exakten Übereinstimmung der Daten. Sie werden also nicht auf absolute Gleichheit, sondern auf hinreichende Ähnlichkeit im Rahmen einer vorher definierten Toleranz geprüft.

Um diese Methode umzusetzen, ist neben einem entsprechenden Scanner, etwa einem Kamerasystem, auch ein leistungsfähiger Computer nötig. Der muss nicht nur fähig sein, das Matching durchzuführen, er muss gleichzeitig auch sensible Daten schnell und sicher verschlüsseln können.

Voraussetzung in Unternehmen

Für den Einsatz biometrischer Verfahren in Unternehmen ist es wichtig, dass die erhobenen Daten tatsächlich nur für den geplanten Zweck ) genutzt werden, beispielsweise zur Zugangskontrolle oder zur Anmeldung an Systemen. Weitere Daten müssen aus den Rohdaten entfernt werden – es dürfen also nur Template-Daten gespeichert werden.

Optimal ist eine Speicherung der biometrischen Daten beim Mitarbeiter, also etwa auf einer Chipkarte oder innerhalb einer Smartphone-App. Müssen biometrische Daten zentral gespeichert werden, sollten sie pseudonymisiert und verschlüsselt werden.

Wichtig: Bei der Einführung biometrischer Verfahren sollten sowohl der Betriebsrat als auch Datenschutzbeauftrage frühzeitig eingebunden werden. Eine verdeckte Erfassung der Mitarbeitenden ist nicht zulässig.

Wie sicher sind biometrische Verfahren?

Je nach eingesetztem Verfahren ist das Sicherheitsniveau sehr unterschiedlich. So gibt es Gesichtserkennungssysteme, die nur mit einer Kamera arbeiten. Diese können zum Teil mit einem einfachen Foto überlistet werden. Fortgeschrittene Gesichtserkennungssysteme (wie z.B. FaceID von Apple oder Hello von Microsoft) verwenden daher bis zu drei Kameras und eine damit verbundene Erfassung der Gesichtsgeometrie – und erreichen so ein sehr hohes Sicherheitsniveau.

Ähnlich sieht es bei Fingerabdruck-Scannern aus. Einfache Systeme erkennen nur das Muster der Fingerkuppe, bessere Sensoren messen, ob es sich tatsächlich um einen Finger oder nur um einen Gegenstand mit einem Muster darauf handelt.

Generell bieten biometrische Verfahren einen guten Kompromiss zwischen Sicherheit und Komfort. Die meisten Systeme können umgangen werden, allerdings ist der Aufwand dafür hoch.

Bei kritischen Systemen sollte die Biometrie nie allein, sondern immer in Kombination mit anderen Authentisierungsfaktoren (wie Passwörtern, Schlüsselgeneratoren etc.) eingesetzt werden.

Stellt Biometrie ein Datenschutz-Risiko dar?

Biometrische Daten ermöglichen die direkte Identifizierung von Personen. Ihre Speicherung unterliegt daher dem Bundesdatenschutzgesetz. Lassen die erhobenen Daten Rückschlüsse auf die ethnische Herkunft oder den Gesundheitszustand zu (z.B. Iris-Scan, Gesichtserkennung etc.), gelten sie als besonders schützenswert. Für ihre Erhebung ist die ausdrückliche Einwilligung der Betroffenen erforderlich. Unabhängig von der Art der erhobenen biometrischen Daten sollten die Informationen nur verschlüsselt und bestenfalls nie zentral auf einem Server, sondern dezentral beim jeweiligen Nutzer gespeichert werden.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik rät, biometrische Systeme nur sparsam einzusetzen. Anders als ein verlorenes Passwort können Fingerabdruck, Gesichtsgeometrie & Co. nicht einfach ausgetauscht werden, wenn sie einmal kompromittiert sind. Biometrische Daten sollten daher nur bei vertrauenswürdigen Anbietern hinterlegt werden.

Wichtig bei der Implementierung ist auch: Biometrische Daten sollten nie als alleinige Zugangsinformation hinterlegt werden. Die Kombination mit Passwörtern, PINs etc. erhöht Sicherheit und Zuverlässigkeit der Anmeldung.

Fazit: Biometrie als guter Kompromiss aus Sicherheit und Bequemlichkeit

Richtig eingesetzt kann Biometrie die Sicherheitsarchitektur einer Organisation sinnvoll erweitern. Die Benutzerakzeptanz ist hoch, die Handhabung einfach und die Erkennungsqualität sehr gut. Dennoch müssen bei der Einführung wichtige Punkte wie Datenschutz, Verschlüsselung, Einwilligungspflicht und eine gründliche Schulung der Mitarbeitenden beachtet werden. Sind diese Faktoren erfüllt, ist die Biometrie sicherer und komfortabler als viele andere Authentifizierungsverfahren.

Privileged Access Management – mehr Sicherheit für die wichtigsten Nutzer

  • PAM erhöht die IT-Security durch die konstante Überwachung sensibler Daten und Just-in-Time- und Just-Enough-Einschränkung von Zugriffsrechten.
  • Die Implementierung erfordert Sachverstand und eine umfassende Beurteilung der IT-Systeme und der gesamten Sicherheitsarchitektur.
  • Richtig eingesetzt minimiert PAM Risiken, unterstützt beim Reporting, schafft mehr Transparenz und hilft, Compliance-Vorgaben zu erfüllen.

Neben den Zugangsdaten für normale Benutzer gibt es in Unternehmensnetzwerken auch Accounts mit sehr weitreichenden Berechtigungen für Mitarbeitende, die Systeme administrieren oder auf sensible Daten zugreifen müssen. Wird einer dieser Accounts kompromittiert, kann schnell erheblicher Schaden entstehen. Ein Privileged Access Management (PAM) hilft, diese kritischen Accounts umfassend zu schützen. Wie PAM funktioniert, wie es implementiert wird und welche Vorkehrungen ein Unternehmen dafür treffen sollte, erfahren Sie in diesem Post.

Was leistet ein Privileged Access Management?

PAM ist eine moderne Form des Identitätsmanagements. Es wird im Wesentlich aus zwei Gründen eingesetzt: Zum einen, weil es die Sicherheit kritischer Daten steigert, indem es den Diebstahl von Anmeldeinformationen verhindert, Daten absichert und Angriffe erkennt, bevor Schaden entsteht. Wie wichtig dies ist, zeigt eine Untersuchung von Gartner, nach der rund 70 Prozent aller relevanten Sicherheitsvorfälle auf die Kompromittierung privilegierter Zugänge zurückzuführen sind.

Darüber hinaus kann der Einsatz von PAM notwendig sein, um Compliance-Standards einzuhalten oder entsprechende Vorgaben zu erfüllen. So erstellen PAM-Lösungen auch unveränderliche Audit-Trails, die nachweisen, dass erforderliche Zugriffskontrollen vorhanden und wirksam sind.

Was sind privilegiert Konten?

Privilegierte Konten sind im PAM-Kontext Nutzer-Zugänge, die weitreichende Zugriffsrechte auf Daten, Systeme und Dienste haben.

Das wohl naheliegendste Beispiel für ein privilegiertes Konto ist der Administrator, der Zugang auf sämtliche Systeme haben muss. Daneben gibt es aber auch Konten, die vollen Datenzugriff haben, weil ihre Nutzer Teil der Geschäftsführung sind, Accounts von Anwendern, die Apps verwalten und dafür Zugriff auf spezielle Administrations-Interfaces brauchen oder Konten von Nutzern, die Zugriff auf sensible Daten wie Zahlungsinformationen, Gesundheitsdaten, etc. haben. Sie alle werden vom Unternehmen mit Credentials ausgestattet, die mehr Rechte haben als Standardnutzer.

Wie wird PAM implementiert?

PAM kann entweder als Software-as-a-Service oder mit lokalen IT-Mitteln umgesetzt werden. In beiden Fällen ist ein umfassender Ansatz für die Verwaltung und Kontrolle von Konten, Zugängen, Systemen, Diensten und Prozessen erforderlich. Dabei kommt eine Zero-Trust-Architektur zum Einsatz, die Zugriffsrechte nach dem Least-Privilege-Prinzip verteilt. Das bedeutet, dass alle Zugriffe ständig überprüft werden und jeder Nutzer nur auf die Daten zugreifen kann, die er zur Erfüllung seiner Aufgaben tatsächlich benötigt.

Die Implementierung einer PAM-Architektur sollte die folgenden Schritte umfassen:

  • Privilegiert Konten identifizieren: Im ersten Schritt wird ermittelt, wer überhaupt Credentials benötigt, die über die Rechte eines Standardnutzers hinausgehen. In der Regel werden hier zwei Gruppen unterschieden: Nutzern, die Zugriff auf sensible Informationen benötigen und IT-Administratoren, die Systeme und Dienste verwalten müssen.
  • Risiken bewerten: Wenn die erforderlichen Nutzer definiert sind, sollte für jeden Satz von Rechten eine Risikobewertung durchgeführt werden.
  • Kontrollen implementieren: Die Systeme müssen darauf vorbereitet werden, privilegierte Konten einzuschränken und zu überwachen. Mit welchen Mitteln dies geschehen kann, wird im Folgenden erläutert.
  • Die Kontrollen beziehen sich nicht nur auf Konten oder Benutzer. Auch Geräte und Dienste müssen mit entsprechenden Privilegien oder Einschränkungen versehen werden können.
  • Überwachung und Monitoring: Alle Aktivitäten der Mitarbeitenden im Netzwerk müssen überwacht und protokolliert werden. Diese Log-Daten werden ständig auf ungewöhnliche Aktivitäten oder auffällige Nutzungsmuster überprüft. Um Datenschutzprobleme zu vermeiden, sollten die gesammelten Daten so weit wie möglich pseudonymisiert werden.
  • Mitarbeitende schulen: Wenn alle Maßnahmen in Kraft sind, müssen die Mitarbeitenden für die Bedeutung von PAM sensibilisiert und in der Anwendung des Systems geschult werden.

Welche Elemente braucht ein PAM-System?

Ein PAM-System muss als Teil einer Sicherheits- und Risiko-Managementstrategie die Möglichkeit bieten, Personen, Dienste und Systeme zu identifizieren, die privilegierte Zugriffsrechte benötigen. Diese Zugriffe müssen gesichert, protokolliert und überwacht werden. Um diese Aufgaben erfüllen zu können, sind folgende Elemente erforderlich:

  • Privileged Password Management: Eine automatisierte Passwortverwaltung, die Credentials rollenbasiert mit Zugriffsrechten ausstattet. Optimal sind hier Lösungen, die es erlauben, sensible Zugriffsrechte auch zeitlich begrenzt zu vergeben. Darüber hinaus sollte das System ermöglichen, auch externen Partnern oder Gastbenutzern (zeitlich begrenzte) Berechtigungen zu erteilen.
  • Privileged Session Management: Ist ein System, das den Zugriff auf privilegierte Konten überwacht und protokolliert. Es kann auch Audit-Protokolle und Sitzungsaufzeichnungen zur Erfüllung von Compliance-Vorgaben erstellten.
  • Nutzungs-Analyse: Ein Analysesystem erfasst alle Aktivitäten und kann so frühzeitig auffällige Nutzungsmuster erkennen.
  • Flexible Rechte-Vergabe: Das System erkennt, ob Benutzer mit erweiterten Zugriffsrechten ihre Privilegien aktuell benötigen – und stuft diese Rechte gegebenenfalls auf eine niedrigere Sicherheitsklasse herab, wenn keine sensiblen Daten benötigt werden. Kritische Daten werden «just in time» angeboten und nicht ständig verfügbar gehalten.
  • Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA): Alle privilegierten Credentials sollten nur mit einer vorherigen MFA-Anmeldung verwendet werden können.
  • Konten-Sparsamkeit: Privilegierte Zugriffsrechte sollten nur an die Nutzer vergeben werden, die diese auch wirklich benötigen. Die Liste dieser Nutzer sollte regelmäßig überprüft und die gewährten Rechte entsprechend angepasst werden.

Unterschied zu PIM

Privileged Identity Management (PIM) hat auf den ersten Blick viele Ähnlichkeiten mit PAM. PIM konzentriert sich jedoch auf die Verwaltung von Accounts, während PAM zusätzlich dazu auch den Zugriff auf Ressourcen überwacht und sichert.

PAM – mehr Sicherheit durch individuellere Nutzer-Rechte

Richtig eingesetzt kann ein PAM nicht nur die Qualität der IT-Sicherheit verbessern, sondern auch die Erstellung von Berichten und Sicherheitsaudits erleichtern. Gleichzeitig steigert die Verwaltung von Zugriffsrechten für das Unternehmen selbst die Transparenz. Die Implementierung eines Preferred Access Managements lohnt sich daher überall dort, wo in Unternehmen mit sensiblen Daten gearbeitet wird und ein Verlust dieser Daten einen signifikanten Schaden für das Unternehmen bedeuten würde.

Die wichtigsten Vorteile von Single Sign-on und seine Bedeutung für Firmen

Was ist Single Sign-on (SSO)?

Single Sign-On, kurz SSO, ist eine Lösung für Unternehmen, die dazu beiträgt, die IT-Sicherheit zu erhöhen, die Benutzerfreundlichkeit zu verbessern und Kosten zu senken. Denn sich unzählige, komplizierte Passwörter zu merken ist nahezu unmöglich und das Hantieren mit Passwort-Managern kostet Zeit. SSO, frei übersetzt „Einmalanmeldung“, bietet einen Ausweg aus diesem Konflikt. Dabei handelt es sich um Sitzungs- und Benutzerauthentifizierungsdienste, der es ermöglicht, mit nur einem einzigen Satz Anmeldedaten aus Nutzernamen und Kennwort auf mehrere Anwendungen zuzugreifen.

Wie funktioniert SSO?

Ohne SSO erfolgt die Authentifizierung bei jeder Website oder Anwendung separat. Dazu muss die Website ihre eigene private Datenbank mit Benutzeranmeldeinformationen vorhalten und diese entsprechend gepflegt werden. Für Unternehmen, die Cloud-Anwendungen und lokale Netzwerke kombinieren, stellt die schiere Menge an Benutzerdaten einen erheblichen Verwaltungsaufwand dar. Die IT-Abteilung muss für jeden Account (z. B. Mitarbeitende, Auftragnehmer oder Kunden) separate Anmeldedaten für jede einzelne Website, jedes Programm oder jede Anwendung im System speichern und verwalten. Dies führt zu Sicherheitsrisiken, hohen Verwaltungskosten und Ineffizienz. SSO vereinfacht den Anmelde- und Authentifizierungsprozess. Konkret funktioniert ein SSO-Anmeldevorgang wie folgt:

  1. Angestellte rufen die Internetseite oder Anwendung des Service Providers (SP) auf, auf die sie zugreifen möchten.
  2. Der Service Providersendet diese Anfrage und leitet den Mitarbeiter an den Identity Provider (IdP) des SSO-Systems weiter.
  3. Der Mitarbeiter wird aufgefordert, sich zu authentifizieren, indem er die vom Identity Provider angeforderten Anmeldedaten für das SSO wie Benutzername und Passwort eingibt.
  4. Sobald der Identity Provider die Anmeldedaten des Mitarbeiters überprüft hat, sendet er eine Bestätigung an den Service Provider zurück, um die erfolgreiche Authentifizierung zu bestätigen. Der Mitarbeiter erhält daraufhin Zugriff auf die gewünschte Anwendung.
  5. Andere Service Provider, auf die der Mitarbeiter zugreift, bestätigen die Authentifizierung des Benutzers beim Identity Provider. Diese Service Providerbenötigen keinen Benutzernamen und kein Passwort.

Wie SSO Sicherheit und Produktivität steigert

Jedes Mal, wenn sich ein Nutzer bei einem Dienst anmelden, entsteht ein potenzielles Risiko. Denn Login-Daten gehören zu den beliebtesten Angriffszielen von Cyber-Kriminellen. SSO reduziert die Angriffsfläche, da sich Beschäftige zum Beispiel nur einmal am Tag anmelden müssen und dabei nur einen Satz von Anmeldedaten verwenden. Die Beschränkung der Logins auf einen Satz von Anmeldedaten erhöht somit die Sicherheit der Unternehmen. Denn wenn die Mitarbeitende für jede Anwendung ein eigenes Passwort verwenden müssen, machen sie es häufig gar nicht oder verwenden leicht merkbare Passwörter. Laut einer aktuellen Studie beziehen sich zum Beispiel 32 Prozent aller Passwörter direkt auf das Unternehmen, etwa den Firmennamen oder eine Abwandlung desselben). Single Sign-On reduziert die kognitive Belastung. Durch den Einsatz sinkt zudem die Gefahr, dass Angestellte die gleichen Passwörter wiederverwenden oder aufschreiben, was wiederum das Risiko eines Diebstahls verringert.

Verringerung von Sicherheitsrisiken

In der Regel ist der Einsatz von SSO-Diensten auch technisch sicherer als die „normale“ Anmeldung per Nutzername und Passwort. Denn die Anmeldedaten sind deutlich besser geschützt. SSO basiert auf einer Vertrauensbeziehung zwischen der Partei, die über die Identitätsinformationen verfügt und Logins authentifizieren kann, dem Identity Provider (IdP), und dem Dienst oder der Anwendung, auf die zugegriffen werden soll, dem Service Provider (SP). Anstatt sensible Daten über das Internet hin und her zu schicken, sendet der Identity Provider eine Bestätigung – oft über einen Identitätsstandard wie SAML –, um den Anmeldung gegenüber dem Service Provider zu authentifizieren.

Ein weit verbreiteter Mythos über SSO-Lösungen ist, dass sie die Sicherheit von IT-Systemen gefährden. Dieser Irrglaube beruht auf der Vorstellung, dass bei Diebstahl des Masterpassworts alle zugehörigen Konten zugänglich sind. Das lässt sich allerdings effektiv vermeiden. Eine bewährte Strategie, um eine zusätzliche Sicherheitsebene zu schaffen, ist zum Beispiel die Kombination von SSO mit Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA). MFA erfordert, dass ein Mitarbeiter bei der Anmeldung zwei oder mehr Nachweise seiner Identität vorlegt. Dabei kann es sich um einen Code handeln, der zum Beispiel an das Smartphone gesendet wird.

Risikobasierte Authentifizierung (RBA) ist eine weitere erprobte Sicherheitsfunktion zum Schutz von SSO. RBA ermöglicht IT-Verantwortlichen den Einsatz von Tools zur Überwachung der Benutzeraktivitäten und des Kontexts. Dadurch kann sie ungewöhnliches Verhalten erkennen, das auf nicht autorisierte Nutzer oder einen Cyberangriff hindeutet. Wenn beispielsweise mehrere Anmeldungen fehlschlagen oder falsche IPs verwendet werden, kann die IT eine MFA anfordern oder den Benutzer vollständig sperren.

SSO verhindert Schatten-IT

Der Begriff «Schatten-IT» ist in der Welt der Cyber-Sicherheit nicht neu. Sie bezieht sich auf nicht autorisierte Downloads am Arbeitsplatz. In der Vergangenheit beschränkte sich Schatten-IT hauptsächlich auf Angestellte, die nicht lizenzierte oder unautorisierte Software nutzten. Mit der zunehmenden Beliebtheit von Cloud-basierten Downloads steigt auch das Risikopotenzial. Um dieses Problem zu lösen, können IT-Administratoren mithilfe von SSO überwachen, welche Anwendungen die Mitarbeitende verwenden. Auf diese Weise wird das Risiko des Identitätsdiebstahls minimiert, was ein weiteres Plus an Sicherheit darstellt.

SSO senkt Kosten und steigert die Zufriedenheit

Single Sign-On steigert nicht zuletzt die Produktivität der Beschäftigten, da sie weniger Zeit mit der Anmeldung und der Verwaltung von Passwörtern verbringen müssen. Angesichts der Tatsache, dass viele Angestellte mehrmals pro Stunde zwischen verschiedenen Anwendungen wechseln, ist dieser Zeitfaktor nicht zu unterschätzen. Nach Schätzungen von Gartner sind Passwortprobleme für 40 % aller Anrufe beim Helpdesk verantwortlich. Eine weitere Studie von Forrester zeigt, dass das Zurücksetzen von Passwörtern Unternehmen bis zu 70 US-Dollar pro Problemlösung kostet. SSO senkt somit auch die Support-Kosten, da das Verfahren die Anzahl der benötigten Passwörter auf ein einziges reduziert. Darüber hinaus vereinfacht SSO die Arbeit der Administratoren, da sie Benutzerkonten und Zugriffsrechte zentral verwalten können. Nicht zuletzt erhöht es die Arbeitszufriedenheit generell, da die Mitarbeiter unterbrechungsfrei arbeiten und schneller auf alle Dienste zugreifen können, die sie benötigen. Besonders wertvoll ist der einfache Zugang für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Außendienst tätig sind oder von mehreren Geräten aus arbeiten.

Welche Arten von SSO gibt es?

Bei Single Sign-On (SSO) kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz. Das derzeit am häufigsten verwendete Verfahren ist das SAML-basierte SSO. Dieses System ist aus verschiedenen Gründen populär:

  • Weit verbreitet: SAML ist seit vielen Jahren auf dem Markt und wird von einer Vielzahl von Identity Providern und Service Providern unterstützt. Viele Unternehmen haben bereits in SAML-Infrastruktur investiert und setzen diese erfolgreich ein.
  • Sicherheit: SAML bietet robuste Sicherheitsmechanismen für die Übertragung von Authentifizierungs- und Autorisierungsdaten zwischen Identity Providern und Service Providern. Beispielsweise werden digitale Signaturen und Verschlüsselung verwendet, um die Integrität und Vertraulichkeit der übertragenen Daten zu gewährleisten.
  • Benutzerfreundlichkeit: SAML ermöglicht es, sich einmal bei einem Identity Provider anzumelden und dann nahtlos auf verschiedene Service Provider zuzugreifen, ohne sich erneut anmelden zu müssen. Dies verbessert die Benutzerfreundlichkeit und reduziert den Anmeldeaufwand.
  • Interoperabilität: SAML ist ein offener Standard, den viele Organisationen unterstützen. Dadurch arbeiten Systeme und Anwendungen verschiedener Anbieter nahtlos zusammen, was die Zusammenarbeit erleichtert.

Obwohl SAML das am weitesten verbreitete SSO-Verfahren ist, gewinnen auch moderne Protokolle wie OpenID Connect (OIDC) zunehmend an Bedeutung, insbesondere in Webanwendungen und Cloud-Szenarien. OIDC bietet zusätzliche Funktionen wie die Unterstützung von OAuth 2.0 und eine verbesserte Benutzererfahrung für moderne Anwendungen und APIs.

Hat SSO auch Nachteile?

SSO weist systembedingt auch Nachteile auf. Wenn zum Beispiel das SSO-System ausfällt oder nicht verfügbar ist, können Nutzer den Zugriff auf angeschlossenen Anwendungen und Dienste verlieren. Dies kann zu Beeinträchtigungen und Produktivitätsproblemen führen. Bei der Nutzung von SSO müssen Unternehmen darüber hinaus darauf vertrauen, dass ihr SSO-Anbieter die Anmeldedaten angemessen schützt. Ansonsten besteht das Risiko, dass Angreifer Authentifizierungsdaten kompromittieren oder missbrauchen.

Fazit Single Sign On

Wie wird SSO implementiert?

Die Implementierung und Wartung von SSO ist eine komplexe Aufgabe. Sie erfordert sorgfältige Planung, die Integration in bestehende Systeme und die Gewährleistung der Kompatibilität mit verschiedenen Plattformen und Authentifizierungsprotokollen.

Authentifizierungsprozesse spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem eines Unternehmens. Je größer die Organisation, desto mehr Authentifizierungsdaten muss es verarbeiten und speichern. Die Vorteile von SSO in diesem Kontext sind beachtlich: erhöhte Sicherheit, verbesserte Benutzerfreundlichkeit, geringere Kosten und Aufwand für die Verwaltung von Passwörtern. Es kann jedoch auch Nachteile geben, wie eine erhöhte Abhängigkeit von externen Diensten. Eine gründliche Bewertung Ihrer geschäftlichen Anforderungen hilft Ihnen zu entscheiden, ob SSO die richtige Wahl für Unternehmen ist.